Mal eben Angeln gehen…

Dem aufmerksamen Leser unseres Blogs wird nicht entgangen sein das wir gerne mal Angeln gehen. Das ist ein netter Zeitvertreib und endet mit etwas Glück wohlschmeckend. Nun ist es so, dass viele an Lachsangeln denken, wenn sie Island hören. Das kann man hier ganz hervorragend, bestimmt, nur sind die Preise dafür schon so fantastisch wie die Landschaft hier. Für die allermeisten Lachsflüsse habe ich nur Touren mit Guide gefunden. Die Isländer lassen hier Touristen ungern einfach in ihren tollen Flüssen angeln. Das kostet dann so mal ohne Probleme 1000€ – natürlich aber mit allem – abholen vom Hotel und mit Essen zwischendurch und abends wieder zurück bringen. Viele Gewässer und Guides lassen auch nur noch sogenannte Catch and Release zu – also, dass man die Fische fängt und wieder zurück setzt. Einen zum Essen zu fangen, sowas profanes ist eher nicht gewünscht. Wenn man also nur Lachs essen will sollte man ihn eher mit einem Hubschrauber abwerfen lassen wo man gerade ist – das sollte günstiger sein. Wenn Geld keine Rolle spielt eine super Sache – hier ein Link. Ist sicher ganz toll…

Also was kann man tun wenn man nur mal eben ein oder zwei Fische für das Abendbrot angeln will und eben nicht den Lachs seines Lebens, dann kann man kostenlos ans Meer gehen und dort angeln. Hier gibt es auch Regeln. Soweit ich weiß, darf man keinen Lachs im Meer fangen, die gehören den Leuten, die die Flüsse besitzen. 50 Meter um die Flussmündung soll man auch nicht angeln. Aber das kenne ich nur vom Hörensagen. Was ich weiß ist, dass Kehlen vorgeschrieben ist. Fische, die man nicht zurücksetzt, müssen mit einem Kehlschnitt sofort getötet werden.

Die andere günstige Möglichkeit ist eine Veiðikortið, zu deutsch Angelkarte. Hier kann man in 35 Seen rund um Island für ca. 65€ angeln. Oft muss man sich bei dem Landbesitzer anmelden und bekommt eine Einweisung, bei anderen Seen geht man einfach so los.

Veiðikortið
Veiðikortið, die günstige Alternative

Als Beispiel will ich den Ausflug zu den Selá Lakes beschreiben, den wir gesten unternommen haben. Die Beschreibung der Seen, in diesem Fall handelt es sich nicht um einen, sondern um mehrere Seen, die mit kleinen Bächen verbunden sind, findet man hier. Ich hatte auch ein / zwei Berichte im Internet über diese Gegend gelesen, die voll des Lobes waren.

Im Grunde fing alles Tage vorher an. Dies ist eine der wenigen Ecken, für die man sich vorher anmelden muss damit nicht zu viele Leute gleichzeitig angeln. Also eine E-Mail an Bjarni geschrieben mit der Frage, ob man an einem von drei Tagen vorbei kommen könnte. Dieser antwortet auch recht zügig und wir konnten uns einen Tag aussuchen.

An DEM Tag fuhren wir also los und kamen dann gegen 14 Uhr an der Farm an. Bjarni war nicht da, aber wohl seine Mutter. Die nette alte Dame konnte leider kein Englisch und wir haben dann mit einigen Brocken Isländisch, Händen und Füßen alles geklärt. Der Weg zu den Seen wird schon in der Beschreibung mit “The lake lies about 6 km from the Hvalnes junction, but is unfortunately only suitable for larger vehicles. The road can be rocky, but small jeeps are good, but very difficult for small cars.” angekündigt. Die alte Dame ermahnte uns dementsprechend, langsam zu fahren (svona, svona) wegen der Steine.

Der Weg war dann auch steinig. Er ist nur etwas für Menschen ohne Nerven. Jede Hochlandpiste, die ich schon gefahren habe, ist dagegen ein Highway. Für die 4 km, die sich die Piste von der letzten öffentlichen Schotterstraße zieht, brauchte ich eine Stunde. Jedem der da hin will rate ich – geh zu Fuß, da bist du schneller.
Steiniger Weg

Da es, angekommen bei der Hütte am See Ölvesvatn (der Hauptsee), sehr windig war und der Wind uns direkt ins Gesicht blies, packten wir nach ein paar Würfen die Sachen ein und machten erstmal einen kleinen Marsch, halb um den See.

Hier kam der Wind von der Seite und nun konnte man besser angeln. Der zweite Wurf brachte den ersten Fisch, einen Saibling, gutes Exemplar. Wir angelten etwa eine Stunde – Wolken und Sonne wechselten, der Wind blieb – die Fische waren beißfreudig. Noch drei gute Forellen gingen an den Haken, drei kleinere Fische durften wieder schwimmen. Dafür, dass wir netto nur etwa eine Stunde geangelt haben, eine  beachtliche Ausbeute.

Angeln Ölvesvatn
Angeln Ölvesvatn

Würde man den Tag hier verbringen, könnte man sich eine Tiefkühltruhe voll angeln. Die Landschaft um einen herum ist karg aber auch faszinierend. Nur Natur und ein paar Schafe.

Panorama Ölvesvatn
Panorama Ölvesvatn

Dann fahren wir wieder zurück über die Piste, die ich eigentlich kein zweites mal fahren will.

Steiniger Weg

Stürmische Ruhe

Nachdem wir nur einen Kurzbesuch in Ásbyrgi gemacht hatten wollten wir eigentlich nach Sauðárkrókur, es ein paar Tage ruhig angehen lassen und die Lieben Daheim mit Blogbeiträgen erfreuen. Dummerweise begab es sich, dass an diesem Ort so eine Art Kinderfußballmeisterschaft ausgetragen wurde. Also fuhren wir noch ein wenig weiter nach Skagaströnd, das auf der anderen Seite der Skagi-Halbinsel liegt.

Skagastroend Hafen
Am Hafen von Skagaströnd

Von hier aus machten wir einen Ausflug nach Kálfshamarsvík, einer kleinen Landzunge mit einem Leuchtturm und einer Bucht. Hier gab es um 1900 noch einen kleinen Ort mit 100 Einwohnern. Verlassen wurde er in den 1940ern und so sind nur noch überwucherte Ruinen zu sehen.
Ruinen in Kálfshamarsvík

Interessant sind hier aber die Basaltformationen …
Basalt bei Kálfshamarsvik




… die im Zusammenspiel mit dem Meer besonders interessant sind.
Basalt bei Kálfshamarsvik

Ach ja, auf dem Weg nach Kálfshamarsvík überquerten wir einen Fluss, auf dessen Namensschild “Fossá” stand. Das heißt “Wasserfallfluss”, also schnell mal links und rechts aus dem Autofenster geschaut, wo denn da vielleicht ein Wasserfall ist, und siehe da, nur wenige Meter neben der Straße ist er:
Wasserfall

Der Campingplatz hier kann übrigens sehr empfohlen werden. Er ist nett gelegen und ruhig. Die Sanitäranlagen sind gut, wobei es zwar eine Dusche gibt, aber unser Tipp ist das örtliche Bad – klein, aber mit allem was man braucht, billiger als duschen auf dem Campingplatz und mit Kaffee am Hotpot inklusive.
Schwimmbad Skagaströnd

Wir müssen zugeben, dass wir für die Zeit, die wir hier waren, nicht so viel unternommen haben. Zum einen gibt es nach ein paar Wochen Action auch mal einen Bedarf einfach mal auszuspannen bei uns, zum anderen war das Wetter stürmisch und das sitzt man am besten einfach aus. Es hat unseren kleinen Wohnwagen ganz gut geschüttelt und wir haben ausnahmsweise das Hubdach abgesenkt, weil es dann deutlich leiser und ruhiger ist. Aber das Wetter wird zuverlässig irgendwann auch wieder schöner. Wir machen noch ein Abschiedsbild vom Campingplatz mit dem hübschen Berg Spákonufell (Wahrsagerinnenberg) im Hintergrund.

Campingplatz mit Spákonufell

Auf Odins Spuren

Bei Ásbyrgi handelt es sich um den nördlichen Teil des Vatnajökull-Nationalpark, in dem auch der auch dem SciFi-Film Prometheus bekannten Wasserfall Dettifoss liegt. Da wir diesen aber schon von beiden Seiten kennen und das Zeitfenster mit dem guten Wetter nur kurz war, haben wir auf einen Besuch verzichtet. Im Herbst kommen wir aber sicher noch mal vorbei.

Neben dem Hauptcampingplatz in Ásbyrgi …
Campingplatz Ásbyrgi

gibt es noch einen wunderschönen Campingplatz in Vesturdalur, …
Campingplatz Vesturdalur

der leider nicht mit unserem Wohnwagen zu erreichen ist, denn die Straßen …
Schlechte Strasse (Dettifossvegur)

sind noch wirklich schlecht. Die neue Straße ist allerdings im Werden begriffen und wird wohl in den nächsten Jahren fertig.

Aber unser Auto ist diesen Strecken ja problemlos gewachsen, also fahren wir erst einmal nach Hólmartungur, wo wir nach einer kurzen Wanderung diesen Wasserfall im Verlauf der Jökulsá á Fjöllum vor uns haben, von dem wir glauben, dass es der Réttarfoss ist:
Réttafoss

Leider waren wieder viele kleine Fliegen unterwegs, aber dieses mal hatten wir unsere Mückenhüte aufgesetzt. Sieht blöd aus, aber funktioniert. Und wir wurden von anderen, die keine hatten, durchaus beneidet. Wir empfehlen dringend, sich vor einer Islandreise im Sommer so einen Hut zu beschaffen. Kostet nur wenige Euro und wenn man sie braucht, ist man glücklich, sie zu haben.
Mückenhut

So können wir den hübschen Weg genießen, an dem wir unter anderem auch oft das Gemeine Fettkraut antreffen, eine fleischfressende Pflanze:
Gemeines Fettkraut

Die Hauptattraktion in Vesturdalur sind die Hljóðaklettar, was übersetzt soviel wie Echofelsen heißt. Von Echo konnten wir allerdings nicht viel feststellen, wenn auch eine gute Akustik. Was aber einen wirklich begeistern kann sind die Basaltformationen.
Basalt Hljóðaklettar

Basaltformation Hljóðaklettar

Basaltformation Hljóðaklettar

Basaltformation Hljóðaklettar

Ásbyrgi selbst hat eine Hufeisenform, die aber so groß ist, dass man sie von unten nicht voll mit der Kamera einfangen kann. Hier ein Ausschnitt:
Ásbyrgi

Der Legende nach handelt es sich hier eine Hufabdruck von Sleipnir, Odins achtbeinigem Pferd. Hier kann man nett wandern und viele Pflanzen entdecken.

Odin auf Sleipnir (Runen- und Bildstein von Tjängvide G 110), Staatliches Historisches Museum, Stockholm

Am vorderen Teil des Hufeisens ist der kleine See Botnstjörn – sehr schön anzusehen und Ziel von Touristenbussen. Also eher morgens oder abends besuchen, dann hat man da seine Ruhe.
Botnstjörn

Auch der kurze Weg vom Parkplatz dorthin durch einen Wald ist schon sehr hübsch:
Wald beim Botnstjoern

Einfach alles sehr schön – wir müssen hier wohl im Verlauf unserer Reise noch einmal hinfahren.

Denn sie wissen nicht was sie tun…

Von Raufarhöfn ging es in die Nähe von Husavik auf den Campingplatz Heiðarbær, der ein nettes kleines Schwimmbad bietet und gegenüber von einem mehr oder weniger inaktiven Geysir.
Geysir bei Heidarbaer
Der Platz an sich ist nur bedingt zu empfehlen, finden wir. Die Straße daneben ist doch relativ stark befahren und das neue (war 2015 noch nicht da) Küchenhäuschen so versifft das es nicht wirklich schön ist und wir hätten es gemieden wenn man dort nicht auch abwaschen müsste. Die Sanitäranlagen sind allerdings gut.

Jedenfalls sind wir von hier aus nach Þeistareykir gefahren. Ein Geothermalgebiet, bzw. ein aktives Vulkangebiet im Süden von Husavik. Auf der Fahrt dahin hat man eine schöne Aussicht über die Bucht.
Aussicht auf die Bucht Skjálfandi

Man fährt durch Felder von Lupinen, die sicher angelegt wurden, so zahlreich sind sie.
Lupinenfelder
Bald schon kommen diverse Baustellen in Sicht. Hier entsteht ein Geothermalkraftwerk. Noch eines. Für noch mehr Industrie, denn Strom gibt es ja eigentlich mehr als genug um die Bevölkerung zu versorgen. Überall Bagger, Strommasten, Container und Baustellen.
Kraftwerk
Die lieben Isländer haben schon immer alle Ressourcen ausgebeutet die sie hatten. Dummerweise. Ich finde sie wissen nicht was sie tun.

Þeistareykir selbst ist wunderschön – eine Grüne Oase in karger Lavalandschaft, mit Fumarolen und blubbernden heißen Matsch.
Geothermalgebiet

Es gibt auch eine Wanderhütte, in der Nähe soll es tolle Höhlen mit Tropfsteinen geben, Wegweiser sehen wir allerdings nicht. Ohnehin gehrt dieses Gebiet zu den touristisch wenig bekannten, obwohl es sich hinter “berühmteren” Gebieten nicht verstecken muss.
Hütte in Theistareykir

Eine aufgestellte Infotafel informiert, dass in dem Gebiet 58 historische Stätten sind und dass die Gegend als eine der wichtigsten Stätten des isländischen Kulturerbes handelt.
Ruine

Auch biologisch betrachtet ein wertvoller Ort, überall wächst zum Beispiel dort das bei uns strenggeschützte gefleckte Knabenkraut, eine wilde Orchidee:
Geflecktes Knabenkraut

Ein Kleinod geschändet von der Gier der Menschen. Wirklich schade.

Fast bis zum Polarkreis

Nachdem wir Þórshöfn hinter uns gelassen haben, ging es weiter nach Raufarhöfn, ein Ort der nur 17 Kilometer vom Polarkreis entfernt ist und der Nördlichste bewohnte Ort auf der Hauptinsel ist. Wie viele Dörfer in der Region von Landflucht betroffen, Ende der 80er Jahre lebten hier noch 400 Einwohner, jetzt sind es keine 200 mehr. Es gibt verfallene und heruntergekommene Häuser, neben sehr gepflegten Anwesen. Am besten hat uns die Lage des Friedhofs gefallen.
Friedhof in bester Lage

Das auffälligste allerdings ist The Arctic Henge, eine von Erlingur Thoroddsen errichtete Stätte nach Motiven aus der nordischen Mythologie. Allerdings ist es noch weit von seiner Fertigstellung entfernt und da Erlingur, der eigentlich Hotelier war, vor zwei Jahren verstorben ist, wird es wohl auch nicht mehr fertig. Ich finde allerdings das es schon irgendwie genial aussieht …
Arctic Henge

Da der Abend sehr lau war haben wir ihn zum Angeln genutzt. Der See Hraunhafnarvatn wenige Kilometer im Norden von Raufarhöfn war das Ziel.
Angelsee

Aufgrund der Windstille waren die Fliegen leider sehr nervig, die Fliegenhüte hatten wir im Auto vergessen. Um so mehr wurden wir mit schönen Fischen belohnt, zwei Saiblingen und einer Forelle (die auch gut geschmeckt haben).
Fischfang

Auf nach Melrakkaslétta

Nachdem wir einige Tage in Húsabakki verbracht haben sind wir wieder aufgebrochen, um diesmal die Halbinsel Melrakkaslétta zu erkunden. Eine der Ecken Islands wo wir noch nicht waren und somit für uns Neuland.

Unsere Etappe führte uns nach Kópasker, ein Örtchen mit gut 120 Einwohnern. Wobei ich immer erstaunt bin was so ein Örtchen alles an Dienstleistungen bietet. Es gibt eine Tankstelle, einen Alkohol/Tante Emma-Laden, eine Bank, eine Post, eine Schule mit Bibliothek und Museum (und noch ein zweites Museum), nicht zu vergessen ein Frisör, eine Autowerkstatt, Internetunternehmen, eine Lammfleischfabrik und einen Hafen. Der Campingplatz am Ortseingang natürlich auch, der eine Spezialität in Form einer Autowaschstation bot.

Eine der Eigenheiten der Isländer ist es, immer mit sauberen Autos fahren zu wollen, bei den staubigen Schotterstraßen eine Sisyphusarbeit. Hierzu gibt es kostenlose, meist bei Tankstellen vorhandene Orte mit Wasser und Schrubber für die Autopflege. In diesem Fall haben wir Auto und Wohnwagen gewaschen, die hatten es nötig.

Unser Ausflugsziel von hier aus war Rauðinúpur (Rote Bergspitze). Eine landschaftlich markante Klippe fast schon am Polarkreis, die ein erodierter Vulkan ist.
Raudinupur

Ein recht mühsamer Weg führt vom Parkplatz hinüber zu der Landzunge (Foto auf dem Rückweg aufgenommen).
Steiniger Weg

Erklimmt man diese, so wird man belohnt mit dem Ausblick auf zwei vorgelagerte Felsnadeln, …
Zwei Felsnadeln

… davon eine mit einer großen Kolonie Basstölpel.
Basstoelpel-Kolonie

Diverse andere Vögel gibt es auch zu sehen,  hier ein Austernfischer:
Austernfischer

… und das hier ist wohl eine große Raubmöwe, eine Skua:
Skua

Auf dem Weg haben wir noch einen Merlin(?) erspäht (leider ist das Bild etwas unscharf).

Merlin

Sehr schön sind hier am Leuchtturm auch die Papageientaucher zu beobachten.
Tina guckt Pufffins

Puffins

Als wir vom Parkplatz wieder wegfahren wollten, fühlten wir uns wie bei Hitchcocks “Die Vögel” – und diese Küstenseeschwalben sind Killervögel, sie verteidigen ihre Nester aggressiv, indem sie herannahenden Menschen im Sturzflug mit dem Schnabel auf den Kopf picken.
Die Vögel

Auf dem Weg zurück zu unserem Quartier bewundern wir dann noch ein paar interessante Basaltformationen an einem Berg.
Basaltformation