Schafe, die auf Menschen starren …

Der nächste Campingplatz, den wir anfahren, ist in Þórshöfn auf der Langanes-Halbinsel am Þistilfjörður. Der Legende nach wurde am Anbeginn der Zeit der Hammer Mjölnir des mächtigen Donnergottes Thor (= Þór) auf die Halbinsel Langanes geworfen und hat so den Hafen (= höfn) geschaffen, daher der Name Þórshöfn.

Das Wetter ist uns hier nicht so wohlgesonnen. Zwar meist trocken, aber ziemlich neblig. Sollen wir da überhaupt losfahren zur Aussichtsplattform beim Felsen Stóri Karl, fragen wir uns?

Wir tun es. Auf dem Weg sehen wir wie so oft in den abgelegeneren Gegenden Islands verlassene Höfe, die irgendwie eine besondere Ausstrahlung haben. Man versucht unwillkürlich, sich vorzustellen, wie die Menschen dort gelebt haben mögen.
Verlassenes Haus

Sehr nett finden wir es von den Isländern, dass sie extra mit einer Straßenwalze vor uns herfahren, um die teils doch recht holprigen Straßen zu glätten.
Straßenwalze

Hier wie an vielen anderen Orten an der Nordküste Islands sehen wir Massen von Treibholz an den Stränden. Es wird über den Atlantik aus Sibirien angeschwemmt und lagert sich nach mehreren Jahren im Meer hier an der isländischen Küste ab. Für ein waldarmes Land waren diese Baumstämme ein willkommenes Geschenk und auch heute noch wird das Holz verwendet, zum Beispiel für Zaunpfähle.
Treibholz

Wir erreichen unser Ziel, die Aussichtsplattform, von der aus man die Felsnadel Stóri Karl sehen kann. Nichts für Menschen, die nicht schwindelfrei sind, die Plattform ragt mehrere Meter über das Kliff hinaus.
Aussichtsplattform Stori Karl

Auf dem Stóri Karl nistet eine große Kolonie Basstölpel und der Nebel hat sich so weit gelichtet, dass wir sie gut sehen können.
Basstoelpelkolonie

Diese Vögel sind etwa so groß wie eine Gans und haben den Namen Tölpel nicht verdient. Sie sind elegante Flieger und geschickte Taucher. Hier ist einer gerade im Landeanflug, wir vermuten, dass er und der zu ihm hochschauende Vogel ein Paar sind.
Basstoelpel

Es gibt aber nicht nur Vögel hier. Während wir die Vögel beobachten, beobachten einige Schafe uns. Schafe, die auf Menschen starren, die auf Vögel starren.
Schafe starren uns an

Nachdem wir den Basstölpeln sowie den ebenfalls anwesenden Trottellummen und – ja, auch wieder – Papageientauchern eine Weile zugesehen haben, machen wir uns auf den Rückweg.

Der isländische Himmel zeigt sich von seiner dramatischen Seite. Ein Silberstreif am Horizont:
Silberstreif am Horizont

Und Wolkenformationen, die selbst weniger schönes Wetter vielleicht nicht liebenswert, aber zumindest spannend machen:
Spannender Himmel

Wir jedenfalls sind immer wieder fasziniert vom Wechselspiel von Licht und Dunkelheit am Himmel Islands.

Auf nach Melrakkaslétta

Nachdem wir einige Tage in Húsabakki verbracht haben sind wir wieder aufgebrochen, um diesmal die Halbinsel Melrakkaslétta zu erkunden. Eine der Ecken Islands wo wir noch nicht waren und somit für uns Neuland.

Unsere Etappe führte uns nach Kópasker, ein Örtchen mit gut 120 Einwohnern. Wobei ich immer erstaunt bin was so ein Örtchen alles an Dienstleistungen bietet. Es gibt eine Tankstelle, einen Alkohol/Tante Emma-Laden, eine Bank, eine Post, eine Schule mit Bibliothek und Museum (und noch ein zweites Museum), nicht zu vergessen ein Frisör, eine Autowerkstatt, Internetunternehmen, eine Lammfleischfabrik und einen Hafen. Der Campingplatz am Ortseingang natürlich auch, der eine Spezialität in Form einer Autowaschstation bot.

Eine der Eigenheiten der Isländer ist es, immer mit sauberen Autos fahren zu wollen, bei den staubigen Schotterstraßen eine Sisyphusarbeit. Hierzu gibt es kostenlose, meist bei Tankstellen vorhandene Orte mit Wasser und Schrubber für die Autopflege. In diesem Fall haben wir Auto und Wohnwagen gewaschen, die hatten es nötig.

Unser Ausflugsziel von hier aus war Rauðinúpur (Rote Bergspitze). Eine landschaftlich markante Klippe fast schon am Polarkreis, die ein erodierter Vulkan ist.
Raudinupur

Ein recht mühsamer Weg führt vom Parkplatz hinüber zu der Landzunge (Foto auf dem Rückweg aufgenommen).
Steiniger Weg

Erklimmt man diese, so wird man belohnt mit dem Ausblick auf zwei vorgelagerte Felsnadeln, …
Zwei Felsnadeln

… davon eine mit einer großen Kolonie Basstölpel.
Basstoelpel-Kolonie

Diverse andere Vögel gibt es auch zu sehen,  hier ein Austernfischer:
Austernfischer

… und das hier ist wohl eine große Raubmöwe, eine Skua:
Skua

Auf dem Weg haben wir noch einen Merlin(?) erspäht (leider ist das Bild etwas unscharf).

Merlin

Sehr schön sind hier am Leuchtturm auch die Papageientaucher zu beobachten.
Tina guckt Pufffins

Puffins

Als wir vom Parkplatz wieder wegfahren wollten, fühlten wir uns wie bei Hitchcocks “Die Vögel” – und diese Küstenseeschwalben sind Killervögel, sie verteidigen ihre Nester aggressiv, indem sie herannahenden Menschen im Sturzflug mit dem Schnabel auf den Kopf picken.
Die Vögel

Auf dem Weg zurück zu unserem Quartier bewundern wir dann noch ein paar interessante Basaltformationen an einem Berg.
Basaltformation

Svarfaðardalur – Ausflug in die Vogelwelt

Die Kulisse war großartig auf dem Campingplatz Húsabakki im Svarfaðardalur, aus dem Fenster unseres Wohnwagens bot sich dieser Ausblick:
Svarfadardalur Blick aus Wohnwagenfenster

Der Campingplatz, nahe am Eyarfjörður, etwas westlich von Dalvík, liegt direkt an einem Vogelschutzgebiet. Dort ist ein Spazierweg angelegt, den wir gegangen sind. Vogelfotos ließen sich kaum vermeiden 🙂

Eine Uferschnepfe:
Uferschnepfe

Sehr niedlich sind die kleinen Odinshühnchen:
Odinshünchen

Rotschenkel präsentieren sich unheimlich gern auf Zaunpfählen:
Rotschenkel

Es gab noch reichlich andere Vogelarten in diesem schönen Feuchtwiesenbiotop. Vogelliebhaber kommen auf Island garantiert voll auf ihre Kosten.

Wir haben die Chance genutzt, in Akureyri Bekannte zu treffen.
Drei Trolle in Akureyri
Nein, auf dem Bild sind sie nicht. Das sind nur drei Trolle in Akureyri.

Diese alte Brücke mit einem kleinen Wasserfall in der Nähe des Campingplatzes konnten wir unserer Kamera und Euch nicht vorenthalten:
Alte Brücke

An einem Abend sind wir dann zu den umliegenden kleinen Küstenhäfen gefahren, in der Hoffnung, Wale zu sehen und unser Abendessen zu fangen.
Das mit dem Walen hat leider nicht geklappt, auch nicht in dem niedlichen Ort Hjalteyri, wo vor zwei Jahren 50 Meter vor uns ein Buckelwal auftauchte. Der kleine Hafen ist aber so oder so hübsch anzusehen:
Hafen von Hjalteyri
Und das mit dem Abendessen war kein Problem. In Árskógssandur fingen wir zwei Klieschen (Plattfische), die gebraten wirklich lecker waren.

(Anmerkung Volker: Danke an die netten Britten die uns ein paar Köder geschenkt haben zum Angeln und dann zusehen mussten wie wir mit einer Angel mehr fingen als sie mit drei.)

Drollige Kerlchen, diese Papageientaucher

Die Wettervorhersage war ganz gut für den Freitag, so entschieden wir uns, nach Bakkagerði zu fahren, um Papageientaucher zu sehen. Da es später am Tag nicht mehr so schönes Wetter sein soll, fahren wir erst einmal zügig zum Ziel.

Bakkagerði ist ein kleiner Ort mit vielleicht 100 EinwohnerInnen. Die Papageientaucher sind dort eindeutig in der Überzahl. Auf diesem Bild sieht man dicht an dicht die Höhlen, die sie sich unter der Grasnarbe bauen und überall sitzen sie dort:
Felsenhang voller Puffinhöhlen

Überall herrscht geschäftiges Treiben, sie bauen noch an ihren Nestern. Grashalme und anderes Pflanzenmaterial bringen sie in ihre Höhlen, um es sich und ihrem Nachwuchs gemütlich zu machen.
Puffins auf dem Felsen

Es ist einfach wunderschön, diese putzigen Tierchen zu sehen, erst recht in einer so schönen Landschaft.
Landschaftsbild mit Puffins im Vordergrund

Wenn sie landen wollen, sieht es irgendwie immer aus als seine sie Zeichentrickfiguren. Ihre roten Füße hängen erst herab und kurz bevor sie landen stellen sie sie nach vorn, der Flugrichtung entgegen.
Puffin im Landeanflug

Wir konnten ziemlich nach an sie heran, in Bakkagerði haben sie Holztreppen und Plattformen für die Gäste gebaut. Die Vögel sind auch nicht besonders scheu.
Zwei Puffins im Gras

Er hier sieht aus als ob er gerade seine Gedanken in die Ferne schweifen lässt und überlegt, wo es demnächst hingehen soll. Ein Puffin mit Fernweh.
Puffin mit Fernweh

Dieser hier saß eine Weile einfach auf diesem flechtenbewachsenen Felsen:
Puffin auf flechtenbewachsenem Felsen

Schwimmen können sie natürlich auch:
Schwimmender Puffin

Der hier posierte vor seiner Höhle:
Puffin vor seiner Höhle

Und hier ist zum Schluss noch ein echtes Postkartenbild:

Wir haben es sehr genossen, ihnen zuzusehen. Es sind einfach Gute-Laune-Vögel.

Auf dem Rückweg haben wir dann noch ein paar landschaftliche Schönheiten genossen. Wir sind ein Stück in die Schlucht Innra Hvannagil hineingegangen. Die Berge dort sind aus faszinierend goldgelbem, strahlendem Rhyolith, durchzogen von dunkelgrauen Basaltadern. Über die Schlucht gibt es viele Erzählungen von merkwürdigen, geisterhaften Ereignissen, die den Bauern dort widerfahren sind.
innra Hvannagil

Weitere faszinierende Ansichten konnten wir beim Gebirge Dyrfjöll (isländisch für Türberge). Die namensgebende Tür beziehungsweise das Tor sind nicht zu übersehen. Wie alle etwas höheren Berge sind auch diese oben noch schneebedeckt. So kann man besonders gut erkennen, dass die Berge aus verschiedenen Schichten bestehen. Das Gebirge ist ein erloschener Zentralvulkan aus der älteren Zeit Islands und ist etwa 12 Millionen Jahre alt.
Dyrfjöll

Ein Tagesausflug mit vielen schönen Eindrücken ging zu Ende und wir fuhren zurück zu unserem Wohnwagen und ließen den Tag ruhig ausklingen.

Endlich da! Wir sind auf Island.

Wir haben die Nacht vor der Einschiffung auf einem Campingplatz in Hirtshals verbracht, die Sonne hat geschienen und wir haben uns noch mal gefreut, die Fahrt nach Hirtshals auf zwei Etappen aufgeteilt zu haben. So war alles viel entspannter und wir hatten den Pfingstreiseverkehr in Deutschland vermieden.

Gegen 12:30 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Fähranleger und reihen uns ein in die Schlangen wartender Autos, Wohnmobile, umgebauter THW-Fahrzeuge und anderer Interessantheiten. Im Hintergrund die Norröna, die Islandfähre der Smyrill-Line, auf der wir die kommenden drei Tage und Nächte verbringen werden.

Die Norröna macht immer einen Zwischenhalt in Tórshavn auf den Färöern. Man kann dort seine Fahrt unterbrechen und eine Woche später fortsetzen. Das haben wir vor zwei Jahren gemacht. Dieses mal haben wir nur einen kleinen Landgang während der Liegezeit unternommen, sind ein wenig durch den Ort geschlendert, haben einen Kaffee getrunken und sind dann zurück auf das Schiff. Das Bild ist nach dem Ablegen von der Fähre aus aufgenommen. Die Halbinsel im Vordergrund heißt Tinganes, also sinngemäß Parlamentshalbinsel, und so ist es auch, dort tagt das Parlament der Färöer und dort ist auch der Regierungssitz. In diesem alten Stadtkern haben die Häuser oft Grasdächer, ein sehr hübscher Anblick.

Nach einer insgesamt recht ruhigen Überfahrt verlassen wir am Pfingstdienstag die Fähre in Seyðisfjörður im Osten Islands. Die Berge sind teilweise noch schneebedeckt, wie mit Puderzucker überstreut. Wir haben diesen Anblick vermisst, schön, ihn wieder zu erleben.

Es geht erst einmal über die Hochebene Fjarðarheiði, wo es doch tatsächlich schneit und die Temperatur auf 1 Grad fällt. Auf den kleinen Schmelzwasserseen oben auf den Bergen schwimmen noch viele Eisschollen. Leider nicht fotogeeignet wegen des rieselnden Schnees. Wir fahren nach Egilstaðir, um unsere Gasflasche gegen eine isländische Flasche einzutauschen, Verpflegung einzukaufen, eine SIM-Karte für den Internetzugang zu besorgen und die örtliche Touristinfo um 750 Gramm Prospekte zu erleichtern. Dann geht es weiter zum Campingplatz Atlavík, der an dem langgestreckten See Lagarfljót liegt. Dort haben wir uns mit einem Paar verabredet, die in den letzten Wochen Island mit einem Eriba Touring erkundet haben und so haben wir das erste Touringtreffen auf Island organisiert. Zugegeben, es waren nur zwei Tourings, aber immerhin, es ist ein Anfang:

Jetzt ist es so weit!

Wir machen unsere zweite große Islandreise. Nachdem wir vor zwei Jahren teils in Häusern, aber insgesamt auch sieben Wochen im Zelt gewohnt haben, sind wir diesmal mit dem Wohnwagen unterwegs.

Wir haben ihn seit dem vergangenen Jahr, klein, aber fein, ein Eriba Touring Triton 410 GT, hier auf unserem ersten Campingplatz kurz hinter der dänischen Grenze in Sønderballe Strand. Er wird die nächsten vier Monate unser Zuhause sein. Im rückwärtigen Teil unser Bett …

… und im vorderen Teil Sitzecke, Kleiderschrank und Küchenblock:

Am Samstag fährt die Fähre in Hirtshals im Norden Dänemarks ab. Sie wird auf den Färöern einen Zwischenstopp machen und dann weiter nach Island fahren, wo sie am Dienstag in Seyðisfjörður im Osten Islands ankommen wird. Dann können wir uns eine Internet-SIM-Karte kaufen und Euch weiter berichten. Bis dahin: Bless bless (isländisch für Tschüß).