Nachdem unsere Autoprobleme vorerst gelöst schienen und wir unseren Wagen wieder hatten, war es keine Frage, dass wir endlich dahin fuhren wo wir die ganze Zeit hin wollten seit wir in Möðrudalur angekommen waren: zur Askja. 2015 sind wir schon mal dort gewesen und hatten uns als erstes zu dem neuen Lavafeld, Holuhraun, aufgemacht, um dann festzustellen, dass der Sprit nicht mehr reichen würde wenn wir noch zum Krater hochfahren. Das sagte jedenfalls der Computer, was sich aber später als falsch raus stellte. Jedenfalls haben wir uns damals für den vorzeitigen Rückzug entschieden, so dass die Caldera auf der Liste der Dinge blieb, die noch anzusehen sind.
Nun sind wir morgens nicht die schnellsten und kamen nicht so früh los. Das machte nicht viel, denn die Tage sind im Juli auf Island ja noch lang. Von Möðrudalur aus ging es kurz auf der 901 bis zur F905. Diese Piste führt über die F902 bis zum Kverkfjöll oder über die F910 bis bis zur Askja. Dies ist die einfachste Piste, wenn man Anforderungen an die Wattiefe eines Fahrzeugs berücksichtigt, und ist auch mit einem SUV zu schaffen.
Dummerweise sind diese Pisten viel befahren und dann stellt sich das ein was den meisten sehr auf die Nerven geht – Wellblechpiste.
An diesem Tag war es so heiß das man sich wie in einer richtigen Wüste fühlte. Das erste mal haben wir solche Fata-Morgana-Luftspiegelungen gesehen. Nein, das ist kein See, in dem sich die Berge spiegeln, sondern aufgeheizte Luft.
Nach ein paar kleinen Furten kamen auch Strecken, die eher wie eine Sandwüste waren und es gab auch Hinweisschilder, dass man nicht anhalten sollte im tiefen Sand. Im Großen und Ganzen waren die 100 km Piste bis zur Askja recht ereignislos und vor allem durch elendes Gerüttel geprägt, das hier und da durch einen tollen Ausblick belohnt wurde.
Auf dem Weg wurden wir noch von freundlichen Rangern angehalten, die uns über den Nationalpark und seine Vorschriften aufklären wollten. Nicht, dass wir etwas falsch gemacht hätten – das machen die einfach schon mal von sich aus. Wir nutzten gleich mal die Gelegenheit und fragten nach unserem Rückweg: der F88, die einige bekannt-berüchtigte Furten hat und bei der immer angeraten wird, sie nicht mit einem kleinen Wagen zu fahren, wie z.B. einem Dacia Duster (manche Verleiher sind da anderer Meinung).
An der Askja, bzw. bei der Dreki-Hütte (es ist eher langsam ein Dorf) gab es dann erstmal eine Pinkelpause um dann die letzten 9 km rauf zum Krater zu fahren. Im Grunde hatte ich vom Fahren für den Tag die Nase voll. 100km Rüttelpiste reicht. Jeder sollte sich überlegen ob er nicht da gleich bleibt und am nächsten Tag weiter fährt.
Beim Krater angekommen – es sind eigentlich mindestens drei – musste man noch 2,5 km laufen um zum Viti-Krater zu kommen.
Langeweile kommt nicht auf, eher Staunen über die Landschaft.
Im Víti-Krater kann man schwimmen, das machten auch einige. Wir hatten nichts dabei und es war ja auch immerhin schon 18 Uhr und noch ein paar Stunden Rüttelpiste, die man nicht so gerne im Dunkeln fährt.
Das Panorama im Krater ist jedenfalls gigantisch und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Als wir uns dann satt gesehen hatten ging es zurück und diesmal sollte es über die F88 gehen. Eine neue Strecke für uns. Wir fuhren also los. Die Sonne fing langsam an tiefer zu sinken. Erst ein Stück die F910 zurück, die wir schon kannten mit dem tiefen Sand, alles ist besser als Rüttelpiste. Dann kam die F88, die recht angenehm anfing, dann doch zeitweise an die F905 erinnerte, aber doch etwas besser war.
Nach gut 20 Kilometern passierten wir Herðubreiðarlindir, eine grüne Oase am Nationalberg Herðubreið. Hier war tolles Wetter, die Ranger saßen draußen und grillten. Zu dumm das wir nicht ausgerüstet waren. Wir wären gerne geblieben und so sind wir nur schnell vorbei. Nach einigen kleinen Furten kommt dann die gefährlichste Furt über die Lindaá auf der F88.
Hier angekommen stand da ein Dacia Duster, offensichtlich abgesoffen, denn er war von innen feucht. Außerdem stand ein größerer Pickup da. Kein Mensch zu sehen. Ein Schild mit einer Erklärung für den Pegelmesser der an der tiefsten Stelle steht – der funktioniert wie eine Ampel – grün, gelb und rot. Natürlich hatten wir – rot. Der Ranger, den wir am Morgen getroffen hatten, hatte gesagt, das Wasser sei knietief. Der Rote Pegel bedeute laut dem Schild irgendwas zwischen 40 und 80 cm – und unser Pajero kann 70 cm (bzw. 50 wenn man keine nassen Füße haben will oder auf die Türdichtungen vertraut). Nach einigen ratlosen Minuten, zurückfahren wollte ich nur höchst ungern, also Wathose angezogen und den Fluss erkundet.
So richtig beruhigte uns das nicht. Das Wasser war knietief an manchen Stellen und bis zur Hälfte des Oberschenkels an anderen. Der Pegelmesser war etwa 5 cm über dem Gelben, aber sollten wir es wirklich wagen? Ein kleine Bugwelle macht man immer und ein kleines Loch und es könnte das gewesen sein.
Wenig später tauchte ein Pickup mit Kabine auf. Deutsche mit noch weniger Ahnung als wir und auch nicht mutiger. Beratschlagung brachte uns nicht weiter, da tauchte Fahrzeug Nummer drei auf. Auf der anderen Seite ein Isländer mit einem koreanischen SUV. Der zog auch seine Wathose an und kam rüber. Er hatte das Fahrzeug mit der kleinsten Wattiefe und nach seinem Test auch keine Lust es als erster zu versuchen.
Nach einigen weiteren ratlosen Minuten fuhr das Paar mit dem Pickup zurück, nachdem ich ihm den Weg erklärt hatte, wie man über die 910/905 nach Mývatn kommt. Wir verweilten noch etwas, denn es kann immer sein, dass doch noch jemand kommt, der sich traut und man sehen kann ob man es schaffen kann. Das passierte auch – ein Pajero älterer Bauart mit ein wenig größeren Reifen kam, hielt nur ganz kurz und fuhr durch – allerdings waren seine Reifen teilweise fast ganz unter Wasser. Der Isländer auf der anderen Seite palaverte etwas mit dem und fuhr dann zu meinem Erstaunen mit seinem SUV durch den Fluß. Ohne Schaden und ganz dicht an der gespannten Leine. Am Morgen hatten wir noch den Tipp vom Ranger bekommen, dass 1 Meter von der Leine entfernt der beste Punkt sei – das war nicht so, was der vorher durchfahrende Paero gezeigt hatte. Der Isländer hielt dann an und sagte, dass er die Nummer der Ranger von dem anderen Pajerofahrer bekommen hatte. Dort nachgefragt bekam er den Tip, ganz an die Leine zu fahren und das es wohl klappen müsste. Hatte es ja auch.
Er blieb noch stehen für uns, falls wir, die es nun versuchen wollten, absaufen würden. Er würde dann den Rangern Bescheid geben – aber das war nicht nötig. Mit feuchten Händen aber trocken Füßen ging es durch die Furt – alles ok, kein Problem. Das Abenteuer des Tages war bestanden nun warteten nur noch 1 1/2 Stunden Piste auf uns bis wir wieder aus dem Hochland heraus waren.
Im Nachhinein noch der Tipp an andere Reisende – 100 km schlechte Hochlandpiste an einem Tag sind genug. Wir hatten da jetzt 200 km und es macht irgendwann keinen Spaß mehr und wird Quälerei. Versucht, das einzuplanen.