Es ist nicht alles schön auf Island. Haben wir uns auf unseren bisherigen Reisen hierher immer gefreut, dass hier nichts sticht und beißt, mussten wir dieses mal Bekanntschaft mit einer wahren Plage machen. Eine aggressive Kriebelmückenart macht sich neuerdings im Südwesten Islands breit. Die Isländer nennen diese kleinen Viecher bitmý, Beißmücke.
Sie sind sehr winzig, vielleicht 1,5 mm, schwarz und schmal. Und so kommen sie auch durch die Maschen unseres Mückengitters im Wohnwagen problemlos hindurch. Man sieht sie auch kaum, weil sie so winzig sind. Also kann man nicht einfach mal eine „Mordrunde“ gehen und alle erschlagen. Wenn es ruhig und relativ warm ist, beißen sie dann abends und nachts zu, spucken gerinnungshemmendes Zeug in die Bissstelle und kosten, ob die austretende Gewebsflüssigkeit ihnen genehm ist. Wenn nicht, versuchen sie es wenige Millimeter weiter erneut. Die Bisse jucken fürchterlich, viel schlimmer als unsere Mücken zu Hause, und nerven einen jeweils etwa zehn Tage lang. Und wer das Pech hat, ihnen zu schmecken, darf auf viele Dutzend Bisse „hoffen“. Volker und ich kamen auf jeweils etwa 50.
Hier ein Link zu einem isländischen Artikel mit „Schadbild“, leider ist der Zustand des armen Kerls keine Ausnahme.
Link zum Artikel auf visir.is
Nach den ersten unangenehmen Begegnungen mit diesen Biestern haben wir im Netz gesucht, was das ist, was uns da beißt. Seit 2015 gibt es in isländischen Medien Berichte aus dem Südwesten des Landes, zum Beispiel darüber, dass Leute ihre Sommerhäuser wieder verlassen haben, weil sie es dort wegen dieser Tiere nicht aushielten. Einer der Hotspots ist Mosfellsbær, also ausgerechnet der Ort, an dem wir zwei Wochen mit unseren drei Trollen (siehe hier) in einem Ferienhaus verbringen.
Dieser Plage wollten wir uns dann nicht länger als nötig aussetzen und so habe ich mich per E-Mail an den Insektenforscher des naturhistorischen Instituts Islands gewendet, der in den Artikeln ein paar mal zitiert wurde. Ich habe gefragt, wo es diese fiesen Tiere gibt und ob das jahreszeitlich begrenzt ist, damit wir unseren weiteren Reiseverlauf passend planen können.
Ich wurde sehr hilfsbereit und schnell informiert, dass sie sich seit zwei Jahren im Südwesten verbreiten, dass Mosfellsbær ein Hotspot ist und dass sie dieses Jahr erstmalig in Varmaland aufgetreten sind, wo wir das erste mal mit ihnen unangenehme Bekanntschaft machten. Ein gutes Stück weiter nördlich und / oder östlich sollten wir in Sicherheit sein. Der Insektenforscher hält sie nicht für eine neue Art auf Island, sondern denkt, dass sie schon lange da waren, aber nun „verbesserte“ Bedingungen vorfinden und sich massenhaft vermehren, möglicherweise durch den Klimawandel. Und er informierte mich, dass es nun jahreszeitlich bedingt wieder weniger werden sollen. Gut zu wissen, so haben wir doch eine Planungsgrundlage. Insektentechnisch gesehen hat Island für uns mit der Verbreitung dieser Plagegeister nun leider seine Unschuld verloren.