Pack die Badehose ein

In Island gibt es eine ausgeprägte Badekultur. So ziemlich jeder Ort hat ein Schwimmbad und Campingplätze mit angeschlossenem Schwimmbad stehen bei den Isländern hoch im Kurs. Isländer gehen abends nicht in eine Kneipe, sondern ins Bad und tauschen dort die neuesten Neuigkeiten aus und quatschen miteinander.

Die meisten Schwimmbecken sind dann auch nicht gerade olympiatauglich. So 12*6 Meter findet man oft. Was eigentlich auch immer dabei ist, ist mindestens ein Hotpot. Ganz besonders nett finden wir das Bad in Hofsós , einem kleinen netten Ort mit einem hübschen Hafen …
Der Hafen von Hofsós
… an der Westküste des Skagafjörður. Das schwarze Haus soll eines der ältesten isländischen Häuser sein.

Wir haben ein wenig von der Hafenmole geangelt, aber nur wenig Erfolg gehabt, den einzigen kleinen Plattfisch haben wir wieder freigelassen. Interessant waren aber die Quallen. Kreuzquallen, die wir noch nicht kannten:
Kreuzqualle

… aber auch Rippenquallen, die leuchteten, als hätten sie auf ihren Rippen grüne LED-Lauflichter. Leider konnten wir kein brauchbares Bild davon machen, so verweisen wir auf den Wikipedia-Artikel zu Rippenquallen.

Nun zum Bad in Hofsós:
Es liegt nur durch einen kleinen Hang vom Meer getrennt direkt am Atlantik:
Schwimmbad in Hofsós
Das Wasser im Pool hat 30°, eine in Island übliche Temperatur. Man kann also auch bei schlechtem Wetter hinein ohne dass es ungemütlich wird. Ein Hotpot ist auch dabei. Nachteil des Pools ist, dass er sehr beliebt ist.

Während wir in Sauðárkrókur campten, haben wir auch noch zwei sogenannte natürliche Hotpots besucht. Natürlich ist an denen, dass es sich hier um Geothermalwasser handelt, welches in ein Becken geleitet wird, das nur aus groben Steinen, Kies und Erde besteht – also meistens ein von Menschen etwas hergerichtetes Loch in der Erde. Das ist dann so angelegt, dass die Menge des zufließenden Wassers die Badetemperatur in einem angenehmen Bereich hält. Das sind in der Regel so um 40°. Für Hygienefanatiker ist das nicht zu empfehlen, meist sind diese Hotpots mit Algen bewachsen und niemand kontrolliert die Qualität des Wassers.

An einem Abend sind dann also zum Grettislaug aufgebrochen. Dieser wird vom Jarl von Drangey betrieben, ein netter alter Mann der aber auch sehr geschäftstüchtig erscheint. Seinen Titel „Jarl“ oder auf englisch „Earl“ hat er von seinen Freunden verliehen bekommen, weil er so oft auf der Insel Drangey …

Drangey
Insel Drangey im Skagaförður

… war und so viel darüber weiß.

Jedenfalls kostet es 1000kr hier, es gibt ein Cafe, Gästehäuser und einen Campingplatz. Auch kann man diverse Touren mit dem Boot machen. Nicht so toll fand ich, dass die Duschen nicht gingen, denn ich wollte mir die 250kr Duschgebühr des Campingplatzes sparen. Ich bin mir auch sicher, dass ich schon mehrere Dokumentationen über Drangey und den Grettislaug gesehen habe. Jedenfalls haben wir in dem heißeren (rechten) der beiden Pools, den der Jarl „Jarlslaug“ getauft hat, eine ganze Weile entspannt.
Grettislaug

Am anderen Tag haben wir dann noch eine Spritztour zum Fosslaug im Süden von Varmahlíð gemacht. Der etwas versteckt gelegene Hotpot liegt bei dem Wasserfall Reykjafoss.
Reykjafoss

Der Hotpot selbst ist relativ warm und es gibt keine Infrastruktur und er ist ein wenig schlammig. Dafür ist er auch kostenlos, wenn auch inzwischen kein Geheimtipp mehr. Wenn es einem nach einer Weile zu warm ist, kann man sich einen Meter weiter im Fluss abkühlen.
Fosslaug

Mal eben Angeln gehen…

Dem aufmerksamen Leser unseres Blogs wird nicht entgangen sein das wir gerne mal Angeln gehen. Das ist ein netter Zeitvertreib und endet mit etwas Glück wohlschmeckend. Nun ist es so, dass viele an Lachsangeln denken, wenn sie Island hören. Das kann man hier ganz hervorragend, bestimmt, nur sind die Preise dafür schon so fantastisch wie die Landschaft hier. Für die allermeisten Lachsflüsse habe ich nur Touren mit Guide gefunden. Die Isländer lassen hier Touristen ungern einfach in ihren tollen Flüssen angeln. Das kostet dann so mal ohne Probleme 1000€ – natürlich aber mit allem – abholen vom Hotel und mit Essen zwischendurch und abends wieder zurück bringen. Viele Gewässer und Guides lassen auch nur noch sogenannte Catch and Release zu – also, dass man die Fische fängt und wieder zurück setzt. Einen zum Essen zu fangen, sowas profanes ist eher nicht gewünscht. Wenn man also nur Lachs essen will sollte man ihn eher mit einem Hubschrauber abwerfen lassen wo man gerade ist – das sollte günstiger sein. Wenn Geld keine Rolle spielt eine super Sache – hier ein Link. Ist sicher ganz toll…

Also was kann man tun wenn man nur mal eben ein oder zwei Fische für das Abendbrot angeln will und eben nicht den Lachs seines Lebens, dann kann man kostenlos ans Meer gehen und dort angeln. Hier gibt es auch Regeln. Soweit ich weiß, darf man keinen Lachs im Meer fangen, die gehören den Leuten, die die Flüsse besitzen. 50 Meter um die Flussmündung soll man auch nicht angeln. Aber das kenne ich nur vom Hörensagen. Was ich weiß ist, dass Kehlen vorgeschrieben ist. Fische, die man nicht zurücksetzt, müssen mit einem Kehlschnitt sofort getötet werden.

Die andere günstige Möglichkeit ist eine Veiðikortið, zu deutsch Angelkarte. Hier kann man in 35 Seen rund um Island für ca. 65€ angeln. Oft muss man sich bei dem Landbesitzer anmelden und bekommt eine Einweisung, bei anderen Seen geht man einfach so los.

Veiðikortið
Veiðikortið, die günstige Alternative

Als Beispiel will ich den Ausflug zu den Selá Lakes beschreiben, den wir gesten unternommen haben. Die Beschreibung der Seen, in diesem Fall handelt es sich nicht um einen, sondern um mehrere Seen, die mit kleinen Bächen verbunden sind, findet man hier. Ich hatte auch ein / zwei Berichte im Internet über diese Gegend gelesen, die voll des Lobes waren.

Im Grunde fing alles Tage vorher an. Dies ist eine der wenigen Ecken, für die man sich vorher anmelden muss damit nicht zu viele Leute gleichzeitig angeln. Also eine E-Mail an Bjarni geschrieben mit der Frage, ob man an einem von drei Tagen vorbei kommen könnte. Dieser antwortet auch recht zügig und wir konnten uns einen Tag aussuchen.

An DEM Tag fuhren wir also los und kamen dann gegen 14 Uhr an der Farm an. Bjarni war nicht da, aber wohl seine Mutter. Die nette alte Dame konnte leider kein Englisch und wir haben dann mit einigen Brocken Isländisch, Händen und Füßen alles geklärt. Der Weg zu den Seen wird schon in der Beschreibung mit „The lake lies about 6 km from the Hvalnes junction, but is unfortunately only suitable for larger vehicles. The road can be rocky, but small jeeps are good, but very difficult for small cars.“ angekündigt. Die alte Dame ermahnte uns dementsprechend, langsam zu fahren (svona, svona) wegen der Steine.

Der Weg war dann auch steinig. Er ist nur etwas für Menschen ohne Nerven. Jede Hochlandpiste, die ich schon gefahren habe, ist dagegen ein Highway. Für die 4 km, die sich die Piste von der letzten öffentlichen Schotterstraße zieht, brauchte ich eine Stunde. Jedem der da hin will rate ich – geh zu Fuß, da bist du schneller.
Steiniger Weg

Da es, angekommen bei der Hütte am See Ölvesvatn (der Hauptsee), sehr windig war und der Wind uns direkt ins Gesicht blies, packten wir nach ein paar Würfen die Sachen ein und machten erstmal einen kleinen Marsch, halb um den See.

Hier kam der Wind von der Seite und nun konnte man besser angeln. Der zweite Wurf brachte den ersten Fisch, einen Saibling, gutes Exemplar. Wir angelten etwa eine Stunde – Wolken und Sonne wechselten, der Wind blieb – die Fische waren beißfreudig. Noch drei gute Forellen gingen an den Haken, drei kleinere Fische durften wieder schwimmen. Dafür, dass wir netto nur etwa eine Stunde geangelt haben, eine  beachtliche Ausbeute.

Angeln Ölvesvatn
Angeln Ölvesvatn

Würde man den Tag hier verbringen, könnte man sich eine Tiefkühltruhe voll angeln. Die Landschaft um einen herum ist karg aber auch faszinierend. Nur Natur und ein paar Schafe.

Panorama Ölvesvatn
Panorama Ölvesvatn

Dann fahren wir wieder zurück über die Piste, die ich eigentlich kein zweites mal fahren will.

Steiniger Weg

Stürmische Ruhe

Nachdem wir nur einen Kurzbesuch in Ásbyrgi gemacht hatten wollten wir eigentlich nach Sauðárkrókur, es ein paar Tage ruhig angehen lassen und die Lieben Daheim mit Blogbeiträgen erfreuen. Dummerweise begab es sich, dass an diesem Ort so eine Art Kinderfußballmeisterschaft ausgetragen wurde. Also fuhren wir noch ein wenig weiter nach Skagaströnd, das auf der anderen Seite der Skagi-Halbinsel liegt.

Skagastroend Hafen
Am Hafen von Skagaströnd

Von hier aus machten wir einen Ausflug nach Kálfshamarsvík, einer kleinen Landzunge mit einem Leuchtturm und einer Bucht. Hier gab es um 1900 noch einen kleinen Ort mit 100 Einwohnern. Verlassen wurde er in den 1940ern und so sind nur noch überwucherte Ruinen zu sehen.
Ruinen in Kálfshamarsvík

Interessant sind hier aber die Basaltformationen …
Basalt bei Kálfshamarsvik




… die im Zusammenspiel mit dem Meer besonders interessant sind.
Basalt bei Kálfshamarsvik

Ach ja, auf dem Weg nach Kálfshamarsvík überquerten wir einen Fluss, auf dessen Namensschild „Fossá“ stand. Das heißt „Wasserfallfluss“, also schnell mal links und rechts aus dem Autofenster geschaut, wo denn da vielleicht ein Wasserfall ist, und siehe da, nur wenige Meter neben der Straße ist er:
Wasserfall

Der Campingplatz hier kann übrigens sehr empfohlen werden. Er ist nett gelegen und ruhig. Die Sanitäranlagen sind gut, wobei es zwar eine Dusche gibt, aber unser Tipp ist das örtliche Bad – klein, aber mit allem was man braucht, billiger als duschen auf dem Campingplatz und mit Kaffee am Hotpot inklusive.
Schwimmbad Skagaströnd

Wir müssen zugeben, dass wir für die Zeit, die wir hier waren, nicht so viel unternommen haben. Zum einen gibt es nach ein paar Wochen Action auch mal einen Bedarf einfach mal auszuspannen bei uns, zum anderen war das Wetter stürmisch und das sitzt man am besten einfach aus. Es hat unseren kleinen Wohnwagen ganz gut geschüttelt und wir haben ausnahmsweise das Hubdach abgesenkt, weil es dann deutlich leiser und ruhiger ist. Aber das Wetter wird zuverlässig irgendwann auch wieder schöner. Wir machen noch ein Abschiedsbild vom Campingplatz mit dem hübschen Berg Spákonufell (Wahrsagerinnenberg) im Hintergrund.

Campingplatz mit Spákonufell

Es wird nicht dunkel – Mitternachtssonne

In Nordisland wird es in diesen Wochen nicht dunkel. Die Sonne geht um Mittsommer um 1:00 Uhr unter und um 1:30 Uhr wieder auf … und auch in dieser halben Stunde wird es nicht dunkel, sondern nur etwas dämmerig. Dieses Bild habe ich zur „dunkelsten“ Zeit am Morgen des 22. Juni aufgenommen:
Mitternachtssonne

Das ist für mehrere Wochen so und es ist eines der Dinge, die mich an diesen Breitengraden total faszinieren. Wir legen uns meist gegen 1:00 Uhr schlafen und ich muss immer noch mal rausschauen und mich freuen, wie hell es ist 🙂

Auf Odins Spuren

Bei Ásbyrgi handelt es sich um den nördlichen Teil des Vatnajökull-Nationalpark, in dem auch der auch dem SciFi-Film Prometheus bekannten Wasserfall Dettifoss liegt. Da wir diesen aber schon von beiden Seiten kennen und das Zeitfenster mit dem guten Wetter nur kurz war, haben wir auf einen Besuch verzichtet. Im Herbst kommen wir aber sicher noch mal vorbei.

Neben dem Hauptcampingplatz in Ásbyrgi …
Campingplatz Ásbyrgi

gibt es noch einen wunderschönen Campingplatz in Vesturdalur, …
Campingplatz Vesturdalur

der leider nicht mit unserem Wohnwagen zu erreichen ist, denn die Straßen …
Schlechte Strasse (Dettifossvegur)

sind noch wirklich schlecht. Die neue Straße ist allerdings im Werden begriffen und wird wohl in den nächsten Jahren fertig.

Aber unser Auto ist diesen Strecken ja problemlos gewachsen, also fahren wir erst einmal nach Hólmartungur, wo wir nach einer kurzen Wanderung diesen Wasserfall im Verlauf der Jökulsá á Fjöllum vor uns haben, von dem wir glauben, dass es der Réttarfoss ist:
Réttafoss

Leider waren wieder viele kleine Fliegen unterwegs, aber dieses mal hatten wir unsere Mückenhüte aufgesetzt. Sieht blöd aus, aber funktioniert. Und wir wurden von anderen, die keine hatten, durchaus beneidet. Wir empfehlen dringend, sich vor einer Islandreise im Sommer so einen Hut zu beschaffen. Kostet nur wenige Euro und wenn man sie braucht, ist man glücklich, sie zu haben.
Mückenhut

So können wir den hübschen Weg genießen, an dem wir unter anderem auch oft das Gemeine Fettkraut antreffen, eine fleischfressende Pflanze:
Gemeines Fettkraut

Die Hauptattraktion in Vesturdalur sind die Hljóðaklettar, was übersetzt soviel wie Echofelsen heißt. Von Echo konnten wir allerdings nicht viel feststellen, wenn auch eine gute Akustik. Was aber einen wirklich begeistern kann sind die Basaltformationen.
Basalt Hljóðaklettar

Basaltformation Hljóðaklettar

Basaltformation Hljóðaklettar

Basaltformation Hljóðaklettar

Ásbyrgi selbst hat eine Hufeisenform, die aber so groß ist, dass man sie von unten nicht voll mit der Kamera einfangen kann. Hier ein Ausschnitt:
Ásbyrgi

Der Legende nach handelt es sich hier eine Hufabdruck von Sleipnir, Odins achtbeinigem Pferd. Hier kann man nett wandern und viele Pflanzen entdecken.

Odin auf Sleipnir (Runen- und Bildstein von Tjängvide G 110), Staatliches Historisches Museum, Stockholm

Am vorderen Teil des Hufeisens ist der kleine See Botnstjörn – sehr schön anzusehen und Ziel von Touristenbussen. Also eher morgens oder abends besuchen, dann hat man da seine Ruhe.
Botnstjörn

Auch der kurze Weg vom Parkplatz dorthin durch einen Wald ist schon sehr hübsch:
Wald beim Botnstjoern

Einfach alles sehr schön – wir müssen hier wohl im Verlauf unserer Reise noch einmal hinfahren.

Denn sie wissen nicht was sie tun…

Von Raufarhöfn ging es in die Nähe von Husavik auf den Campingplatz Heiðarbær, der ein nettes kleines Schwimmbad bietet und gegenüber von einem mehr oder weniger inaktiven Geysir.
Geysir bei Heidarbaer
Der Platz an sich ist nur bedingt zu empfehlen, finden wir. Die Straße daneben ist doch relativ stark befahren und das neue (war 2015 noch nicht da) Küchenhäuschen so versifft das es nicht wirklich schön ist und wir hätten es gemieden wenn man dort nicht auch abwaschen müsste. Die Sanitäranlagen sind allerdings gut.

Jedenfalls sind wir von hier aus nach Þeistareykir gefahren. Ein Geothermalgebiet, bzw. ein aktives Vulkangebiet im Süden von Husavik. Auf der Fahrt dahin hat man eine schöne Aussicht über die Bucht.
Aussicht auf die Bucht Skjálfandi

Man fährt durch Felder von Lupinen, die sicher angelegt wurden, so zahlreich sind sie.
Lupinenfelder
Bald schon kommen diverse Baustellen in Sicht. Hier entsteht ein Geothermalkraftwerk. Noch eines. Für noch mehr Industrie, denn Strom gibt es ja eigentlich mehr als genug um die Bevölkerung zu versorgen. Überall Bagger, Strommasten, Container und Baustellen.
Kraftwerk
Die lieben Isländer haben schon immer alle Ressourcen ausgebeutet die sie hatten. Dummerweise. Ich finde sie wissen nicht was sie tun.

Þeistareykir selbst ist wunderschön – eine Grüne Oase in karger Lavalandschaft, mit Fumarolen und blubbernden heißen Matsch.
Geothermalgebiet

Es gibt auch eine Wanderhütte, in der Nähe soll es tolle Höhlen mit Tropfsteinen geben, Wegweiser sehen wir allerdings nicht. Ohnehin gehrt dieses Gebiet zu den touristisch wenig bekannten, obwohl es sich hinter „berühmteren“ Gebieten nicht verstecken muss.
Hütte in Theistareykir

Eine aufgestellte Infotafel informiert, dass in dem Gebiet 58 historische Stätten sind und dass die Gegend als eine der wichtigsten Stätten des isländischen Kulturerbes handelt.
Ruine

Auch biologisch betrachtet ein wertvoller Ort, überall wächst zum Beispiel dort das bei uns strenggeschützte gefleckte Knabenkraut, eine wilde Orchidee:
Geflecktes Knabenkraut

Ein Kleinod geschändet von der Gier der Menschen. Wirklich schade.

Fast bis zum Polarkreis

Nachdem wir Þórshöfn hinter uns gelassen haben, ging es weiter nach Raufarhöfn, ein Ort der nur 17 Kilometer vom Polarkreis entfernt ist und der Nördlichste bewohnte Ort auf der Hauptinsel ist. Wie viele Dörfer in der Region von Landflucht betroffen, Ende der 80er Jahre lebten hier noch 400 Einwohner, jetzt sind es keine 200 mehr. Es gibt verfallene und heruntergekommene Häuser, neben sehr gepflegten Anwesen. Am besten hat uns die Lage des Friedhofs gefallen.
Friedhof in bester Lage

Das auffälligste allerdings ist The Arctic Henge, eine von Erlingur Thoroddsen errichtete Stätte nach Motiven aus der nordischen Mythologie. Allerdings ist es noch weit von seiner Fertigstellung entfernt und da Erlingur, der eigentlich Hotelier war, vor zwei Jahren verstorben ist, wird es wohl auch nicht mehr fertig. Ich finde allerdings das es schon irgendwie genial aussieht …
Arctic Henge

Da der Abend sehr lau war haben wir ihn zum Angeln genutzt. Der See Hraunhafnarvatn wenige Kilometer im Norden von Raufarhöfn war das Ziel.
Angelsee

Aufgrund der Windstille waren die Fliegen leider sehr nervig, die Fliegenhüte hatten wir im Auto vergessen. Um so mehr wurden wir mit schönen Fischen belohnt, zwei Saiblingen und einer Forelle (die auch gut geschmeckt haben).
Fischfang

Schafe, die auf Menschen starren …

Der nächste Campingplatz, den wir anfahren, ist in Þórshöfn auf der Langanes-Halbinsel am Þistilfjörður. Der Legende nach wurde am Anbeginn der Zeit der Hammer Mjölnir des mächtigen Donnergottes Thor (= Þór) auf die Halbinsel Langanes geworfen und hat so den Hafen (= höfn) geschaffen, daher der Name Þórshöfn.

Das Wetter ist uns hier nicht so wohlgesonnen. Zwar meist trocken, aber ziemlich neblig. Sollen wir da überhaupt losfahren zur Aussichtsplattform beim Felsen Stóri Karl, fragen wir uns?

Wir tun es. Auf dem Weg sehen wir wie so oft in den abgelegeneren Gegenden Islands verlassene Höfe, die irgendwie eine besondere Ausstrahlung haben. Man versucht unwillkürlich, sich vorzustellen, wie die Menschen dort gelebt haben mögen.
Verlassenes Haus

Sehr nett finden wir es von den Isländern, dass sie extra mit einer Straßenwalze vor uns herfahren, um die teils doch recht holprigen Straßen zu glätten.
Straßenwalze

Hier wie an vielen anderen Orten an der Nordküste Islands sehen wir Massen von Treibholz an den Stränden. Es wird über den Atlantik aus Sibirien angeschwemmt und lagert sich nach mehreren Jahren im Meer hier an der isländischen Küste ab. Für ein waldarmes Land waren diese Baumstämme ein willkommenes Geschenk und auch heute noch wird das Holz verwendet, zum Beispiel für Zaunpfähle.
Treibholz

Wir erreichen unser Ziel, die Aussichtsplattform, von der aus man die Felsnadel Stóri Karl sehen kann. Nichts für Menschen, die nicht schwindelfrei sind, die Plattform ragt mehrere Meter über das Kliff hinaus.
Aussichtsplattform Stori Karl

Auf dem Stóri Karl nistet eine große Kolonie Basstölpel und der Nebel hat sich so weit gelichtet, dass wir sie gut sehen können.
Basstoelpelkolonie

Diese Vögel sind etwa so groß wie eine Gans und haben den Namen Tölpel nicht verdient. Sie sind elegante Flieger und geschickte Taucher. Hier ist einer gerade im Landeanflug, wir vermuten, dass er und der zu ihm hochschauende Vogel ein Paar sind.
Basstoelpel

Es gibt aber nicht nur Vögel hier. Während wir die Vögel beobachten, beobachten einige Schafe uns. Schafe, die auf Menschen starren, die auf Vögel starren.
Schafe starren uns an

Nachdem wir den Basstölpeln sowie den ebenfalls anwesenden Trottellummen und – ja, auch wieder – Papageientauchern eine Weile zugesehen haben, machen wir uns auf den Rückweg.

Der isländische Himmel zeigt sich von seiner dramatischen Seite. Ein Silberstreif am Horizont:
Silberstreif am Horizont

Und Wolkenformationen, die selbst weniger schönes Wetter vielleicht nicht liebenswert, aber zumindest spannend machen:
Spannender Himmel

Wir jedenfalls sind immer wieder fasziniert vom Wechselspiel von Licht und Dunkelheit am Himmel Islands.

Auf nach Melrakkaslétta

Nachdem wir einige Tage in Húsabakki verbracht haben sind wir wieder aufgebrochen, um diesmal die Halbinsel Melrakkaslétta zu erkunden. Eine der Ecken Islands wo wir noch nicht waren und somit für uns Neuland.

Unsere Etappe führte uns nach Kópasker, ein Örtchen mit gut 120 Einwohnern. Wobei ich immer erstaunt bin was so ein Örtchen alles an Dienstleistungen bietet. Es gibt eine Tankstelle, einen Alkohol/Tante Emma-Laden, eine Bank, eine Post, eine Schule mit Bibliothek und Museum (und noch ein zweites Museum), nicht zu vergessen ein Frisör, eine Autowerkstatt, Internetunternehmen, eine Lammfleischfabrik und einen Hafen. Der Campingplatz am Ortseingang natürlich auch, der eine Spezialität in Form einer Autowaschstation bot.

Eine der Eigenheiten der Isländer ist es, immer mit sauberen Autos fahren zu wollen, bei den staubigen Schotterstraßen eine Sisyphusarbeit. Hierzu gibt es kostenlose, meist bei Tankstellen vorhandene Orte mit Wasser und Schrubber für die Autopflege. In diesem Fall haben wir Auto und Wohnwagen gewaschen, die hatten es nötig.

Unser Ausflugsziel von hier aus war Rauðinúpur (Rote Bergspitze). Eine landschaftlich markante Klippe fast schon am Polarkreis, die ein erodierter Vulkan ist.
Raudinupur

Ein recht mühsamer Weg führt vom Parkplatz hinüber zu der Landzunge (Foto auf dem Rückweg aufgenommen).
Steiniger Weg

Erklimmt man diese, so wird man belohnt mit dem Ausblick auf zwei vorgelagerte Felsnadeln, …
Zwei Felsnadeln

… davon eine mit einer großen Kolonie Basstölpel.
Basstoelpel-Kolonie

Diverse andere Vögel gibt es auch zu sehen,  hier ein Austernfischer:
Austernfischer

… und das hier ist wohl eine große Raubmöwe, eine Skua:
Skua

Auf dem Weg haben wir noch einen Merlin(?) erspäht (leider ist das Bild etwas unscharf).

Merlin

Sehr schön sind hier am Leuchtturm auch die Papageientaucher zu beobachten.
Tina guckt Pufffins

Puffins

Als wir vom Parkplatz wieder wegfahren wollten, fühlten wir uns wie bei Hitchcocks „Die Vögel“ – und diese Küstenseeschwalben sind Killervögel, sie verteidigen ihre Nester aggressiv, indem sie herannahenden Menschen im Sturzflug mit dem Schnabel auf den Kopf picken.
Die Vögel

Auf dem Weg zurück zu unserem Quartier bewundern wir dann noch ein paar interessante Basaltformationen an einem Berg.
Basaltformation

Svarfaðardalur – Ausflug in die Vogelwelt

Die Kulisse war großartig auf dem Campingplatz Húsabakki im Svarfaðardalur, aus dem Fenster unseres Wohnwagens bot sich dieser Ausblick:
Svarfadardalur Blick aus Wohnwagenfenster

Der Campingplatz, nahe am Eyarfjörður, etwas westlich von Dalvík, liegt direkt an einem Vogelschutzgebiet. Dort ist ein Spazierweg angelegt, den wir gegangen sind. Vogelfotos ließen sich kaum vermeiden 🙂

Eine Uferschnepfe:
Uferschnepfe

Sehr niedlich sind die kleinen Odinshühnchen:
Odinshünchen

Rotschenkel präsentieren sich unheimlich gern auf Zaunpfählen:
Rotschenkel

Es gab noch reichlich andere Vogelarten in diesem schönen Feuchtwiesenbiotop. Vogelliebhaber kommen auf Island garantiert voll auf ihre Kosten.

Wir haben die Chance genutzt, in Akureyri Bekannte zu treffen.
Drei Trolle in Akureyri
Nein, auf dem Bild sind sie nicht. Das sind nur drei Trolle in Akureyri.

Diese alte Brücke mit einem kleinen Wasserfall in der Nähe des Campingplatzes konnten wir unserer Kamera und Euch nicht vorenthalten:
Alte Brücke

An einem Abend sind wir dann zu den umliegenden kleinen Küstenhäfen gefahren, in der Hoffnung, Wale zu sehen und unser Abendessen zu fangen.
Das mit dem Walen hat leider nicht geklappt, auch nicht in dem niedlichen Ort Hjalteyri, wo vor zwei Jahren 50 Meter vor uns ein Buckelwal auftauchte. Der kleine Hafen ist aber so oder so hübsch anzusehen:
Hafen von Hjalteyri
Und das mit dem Abendessen war kein Problem. In Árskógssandur fingen wir zwei Klieschen (Plattfische), die gebraten wirklich lecker waren.

(Anmerkung Volker: Danke an die netten Britten die uns ein paar Köder geschenkt haben zum Angeln und dann zusehen mussten wie wir mit einer Angel mehr fingen als sie mit drei.)